Gotlands Geschichte
Wie die Insel Öland, so hat auch Gotland eine umfassende, weit zurückreichende Geschichte vorzuweisen. Und wie es für den Menschen üblich ist, spielen Macht und Krieg darin sehr oft eine entscheidende Rolle.
Gotland entstand nach der Eiszeit um rund 10.000 v. Chr., aufgrund von Landhebungen. Um das Jahr 8.000 v. Chr. erreichten die ersten Jäger, Sammler und Fischer die Insel mit ihren Booten und ließen sich nieder. Doch mit der Zeit und damit einhergehenden Erfindungen wurde die Existenzgrundlage auf der Insel bald der Ackerbau und die Viehzucht. Nebenbei begannen die Bewohner mit dem Festland zu handeln. In der Bronzezeit erlebt die Insel dann ihre erste Blüte, der Handel floriert, auch über den Seeweg bis in das ferne Ägypten. In einer langen, darauf folgenden Periode, besonders zur Zeit der Völkerwanderung, wird Gotland immer wieder das Ziel von feindlichen, schwedischen Stämmen. Diese Konflikte schwächen die Insel und sie braucht lange, um sich davon wieder zu erholen. Erst in der Wikingerzeit, also um 800 n. Chr. findet sie wieder zu alter Größe und wird zu einem der wichtigsten Handelsposten Europas, mit Visby als Zentrum. Die Schiffe aus dem Hafen fahren nach Russland und sogar bis Konstantinopel.
Ende des 10. Jahrhunderts befindet sich Gotland nach Jahrhunderten der Abgrenzung unter dem Schutze der Svea Könige vom schwedischen Festland. Man war ein Trutzbündnis eingegangen und dem Regenten steuerpflichtig, der autonome Status und die eigenen Gesetze wurden dennoch beibehalten. Zeitgleich wird mit der Missionierung des Ostseeraums begonnen, das Christentum gewinnt immer mehr an Bedeutung im skandinavischen Raum. Aufgrund seiner vortrefflichen Insellage und den guten Handelsbeziehungen ins Ausland, lassen sich immer mehr deutsche Kaufleute in Visby nieder – die Stadt wird einer der wichtigsten Orte der Hanse.
In den darauf folgenden Jahrhunderten ist Visby die Königin der Ostsee, die mit Riga und Lübeck zwei mächtige Verbündete an ihrer Seite hat. Doch nicht allen Bewohnern der Insel Gotland kommt der Aufschwung und der florierende Handel zu gute. Die wohlhabenden Kaufleute haben keine Scham, ihren Wohlstand zu zeigen und übertrumpfen sich gegenseitig mit dem Bau prachtvoller Höfe und Häuser, sehr zum Missfallen der hiesigen Landbevölkerung. Im Jahre 1288 spitzt sich die Situation zwischen den Städtern und den restlichen Gotländern zu und es kommt zu einem blutigen Bürgerkrieg, in dem Visby, trotz seiner mächtigen Befestigungen, schwere Zerstörungen erlitt. Im Juli 1361 rollte der nächste Konflikt, in Form des dänischen Königs Waldemar Atterdag und seiner 3000 Mann starken Streitmacht, auf die Insel zu. Die Landbevölkerung war schnell besiegt und nach einem blutigen Gemetzel vor den Toren Visbys ergab sich die Stadt, erhielt aber im Gegenzug auch wieder ihren alten Status.
Von nun an, war Gotland also unter dänischer Flagge, auch im folgenden Krieg Dänemarks gegen das Königreich Schweden. Im Verlauf dieses Krieges wurde die Insel von Freibeutern, den sogenannten Vitalienbrüdern, welche den schwedischen König Albrecht gegen die dänische Königin Margarete unterstützten, im Jahr 1394 besetzt und als Basis für Kaperfahrten im Ostseeraum benutzt. Der bekannteste von ihnen war wohl Klaus Störtebeker. Doch schon vier Jahre später vertreibt der Deutsche Orden die Vitalienbrüder wieder von der Insel und es stellt sich eine erneute Periode des Aufschwungs ein. 1408 wird Gotland dann wieder den Dänen unter Margarete zugesprochen.
Ihr Nachfolger, Erich von Pommern, errichtete auf der Insel schließlich ein despotisches Regime, nachdem er als dänischer König abgesetzt wurde. Erst 13 Jahre nach seiner Entlassung übergab er 1449 Gotland dem neuen Monarchen. In der Folgezeit kam es wieder zu einigen Auseinandersetzungen, die über das Schicksal der Ostseeinsel entscheiden sollten. 1525 beschossen die Lübecker Visby, konnten die Visborg allerdings nicht bezwingen. Auch gegen schwedische Angriffe konnte sich die Insel weitestgehend behaupten. Erst im Jahre 1645, im Zuge des Friedens von Brömsebro, kam Gotland nach fast 300 Jahren wieder in schwedischen Besitz. Doch auch dann kehrte keine Ruhe ein. Im dänisch-schwedischen Krieg von 1675-1679 wurde sie wieder von den Dänen besetzt, später geräumt und im Nordischen Krieg (1700-1721) und im Finnischen Krieg (1808) durch die Russen schwer in Mitleidenschaft gezogen. Trotzdem ist sie noch heute ein Teil Schwedens und eine der schönsten Flecken, die das Land zu bieten hat.